Strategische Perspektiven Jänner 2025
1. DIE BEIDEN MÄCHTIGSTEN MÄNNER DES WESTENS
Die Ereignisse in unserer Welt im heurigen Jahr werden wesentlich von den beiden Herren Trump und Musk bestimmt werden. Wir wollen hier nicht spekulieren, was sie alles unternehmen könnten – und auch nicht, wie lange sich der Präsident und der Kongress die Eskapaden des etwas verhaltensoriginellen Herrn Musk gefallen lassen. Es gibt genug Fakten, die für Veranlagungen unserer Meinung nach nicht weniger wichtig sind.
2. SCHLECHTE LAGE, SCHLECHTE STIMMUNG, GUTE BÖRSEN
Wirtschaftlich und politisch war 2024 kein gutes Jahr. Europa findet nicht aus der Krise, die Kriege in der Ukraine und rund um Israel finden kein Ende, der Welthandel leidet unter immer mehr Sanktionen und zunehmenden Spannungen vor allem rund um Taiwan. Nur die Börsenindizes haben neue Höhen erklommen. Und während die Wahl des neuen amerikanischen Präsidenten politisch vielfach für Verunsicherung gesorgt hat, wurde sie an den Börsen gefeiert. Erst gegen Jahresende war damit Schluss, die sonst übliche Weihnachtshausse ist ausgeblieben.
ENTWICKLUNG WICHTIGER AKTIENINDIZES IM JAHR 2024
Quelle: Bloomberg, Grafik Privatconsult
Der Schluss, der aus diesen Widersprüchen zu ziehen ist, ist nicht neu: Kurzfristige Ertragsüberlegungen, wie sie sich etwa aus unerwartet guten Quartalsberichten von Unternehmen oder aus Erwartungen über Zinssatzänderungen ableiten lassen, spielen nach wie vor eine größere Rolle als politische Ereignisse oder langfristige wirtschaftliche Trends. Selbst die Schwäche der US-Börsen gegen Jahresende war hauptsächlich eine Reaktion auf die Erklärung der FED, 2025 nur zwei statt vier Zinssenkungen zu planen. Das vielbeklagte kurzfristige Denken so mancher Anleger ist eben Faktum.
Wenn wir die Ertragschancen für Veranlagungen im heurigen Jahr näher beurteilen wollen, ist es daher unerlässlich, sich mit den Ertragserwartungen wichtiger Sektoren ebenso auseinander zu setzen wie mit der voraussichtlichen Zinspolitik. Beides hat wiederum Rahmenbedingungen, die sich aus den besonderen Gegebenheiten der jeweiligen Wirtschaftsregionen ergeben. Deshalb zunächst einmal ein Blick auf die wichtigsten davon.
3. DIE RECHT UNTERSCHIEDLICHE LAGE GROSSER REGIONEN
A) Europa
Ein Blick auf Europa muss aktuell leider ziemlich kritisch ausfallen: Europa verdankt seinen Aufschwung in den letzten Jahrzehnten der laufenden Steigerung des internationalen Handels seit dem zweiten Weltkrieg und dem Umstand, dass es in einer Reihe von Technologien gegenüber den sich erst entwickelnden Staaten der Dritten Welt führend gewesen ist. So konnte Europa jahrelang seine Exporte in alle Welt steigern, sich deutlich höhere Löhne leisten und - bei allen Unterschieden im Detail zwischen den einzelnen Staaten - das beste Sozialsystem der Welt.
Heute leidet der Welthandel aus einer Reihe von Gründen, zu denen auch eine intensive Sanktionspolitik und die Illusion Europas gehören, über Regeln wie etwa Lieferkettensorgfalts-pflichten der übrigen Welt moralische Standards vorschreiben zu können. Der technologische Vorsprung ist weg, die Arbeitskosten sind höher als in den meisten Ländern dieser Erde, und die Energiekosten auch. Beim dringend nötigen Kapitalaufkommen für rasch steigende Budgetdefizite und jede Menge Investitionserfordernisse bleibt Europa dafür nicht nur zurück, sondern leistet sich einen Kapitalexport hin zu amerikanischen Veranlagungen, der nach Schätzungen des designierten OeNB-Gouverneurs Kocher jährlich rund 200 Milliarden Euro ausmacht.
Gleichzeitig belastet eine paneuropäische Bürokratie, die von einem gesellschaftlichen Ordnungsinstrument längst zu einem sich ständig immer mehr selbstermächtigenden Machtfaktor geworden ist, die Wirtschaft mit immer umfangreicheren Regulierungen und so mit immer höheren, immer unnötigeren, Aufwand. Jeder weiß es, ungeachtet laufender Lippenbekenntnisse tut niemand etwas dagegen, und so leidet Europas internationale Wettbewerbsfähigkeit immer mehr. Die Auswanderung der Industrie aus Europa geht weiter, mit voraussichtlich schlimmen Folgen für Wirtschaft, Politik und auch für weitere soziale Spannungen in Europa. Hannes Androsch hat es wenige Tage vor seinem Tod auf den Punkt gebracht:“ Es brennt der Hut“.
B) USA
In den Vereinigten Staaten ist vom neuen Präsidenten Trump und seinen Beratern ein massiv unternehmensfreundlicher Kurs versprochen worden, der vor allem in Steuererleichterungen, Deregulierungen und erhöhtem Zollschutz für amerikanische Produktion zum Ausdruck kommen soll. Kurzfristig fördert das die ohnedies relativ gut laufende amerikanische Konjunktur. Daher sind die wirtschaftlichen Aussichten für 2025 durchaus positiv. Aber es gibt historische und aktuelle Fakten, die man nicht außer Acht lassen sollte.
Erinnert sich niemand an die Folgen des Smoot-Hawley Tariff Act des Jahres 1930? Der brachte eine massive Zollerhöhung für Importe in die USA, und hat außer zu Vergeltungsmaßnahmen anderer Staaten in den Jahren danach zu einem Rückgang von Importen in die USA um nicht weniger als 60 % geführt. Aber in der Folge ist es auch zu einem Rückgang amerikanischer Exporte in fast der gleichen Höhe gekommen. Die damalige Weltwirtschaftskrise wurde dadurch massiv verschärft. So arg muss es nicht wieder kommen. Aber es ist leider davon auszugehen, dass ein Zoll- und Handelskrieg nicht einseitig hilft, sondern letztlich allen schadet, auch den USA selber.
Ein zunehmendes Problem der USA ist die stetig steigende Staatsverschuldung. Überdies haben die USA ein Doppeldefizit, zum Budgetdefizit kommt ein hohes Außenhandelsdefizit. Allein im November 2024 hat es einen Rekordwert von 100 Milliarden Dollar überschritten. Elon Musk hat vollmundig erklärt, die Staatsausgaben könnten um 2000 Milliarden Dollar gesenkt werden. Das kann man getrost ins Reich der Träume verweisen, im Gegenteil ist allein schon auf Grund der Trump‘schen Versprechen und der damit verbundenen Kosten mit einer weiteren Ausweitung auch des Staatsdefizits zu rechnen.
Quelle: The Macro Strategy Partnership LLP
Solange die Kapitalflucht aus Europa anhält und es auch genügend andere Länder gibt, deren reiche Oberschicht gute Gründe sieht, ihr Kapital außer Landes zu bringen, ist die Finanzierung dieses Doppeldefizits kein Problem. Aber irgendwann beginnt eine solche Entwicklung den Anlegern Sorge zu machen. Und dann kann Unsicherheit schnell in Verluste umschlagen. Wir halten konkrete Zeitangaben dafür nicht für möglich (die alten Römer hatten dafür den hübschen Ausdruck certus an, incertus quando), meinen aber, dass allein schon die aktuelle Zinsentwicklung den Schluss nahelegt, die Laufzeit amerikanischer Anleihen im einem Portfolio in engen Grenzen zu halten.
Aus der Fülle sonstiger Fakten über die USA wollen wir einen weniger auffälligen, aber für Anleger nicht uninteressanten herausgreifen: Die angekündigte Trump‘sche Deregulierung soll vor allem Banken und der Ölindustrie zugutekommen. Bei Banken wollen wir an positive Effekte gerne glauben. Was die Erdölindustrie betrifft, so gibt es Stellungnahmen von Exxon und Total, die besagen, dass auch weiterhin jede einzelne Investitionsentscheidung von den erwarteten Erträgen abhängig sei. Das heißt im Klartext, unter derzeitigen ökonomischen und ökologischen Gegebenheiten bringt eine Erleichterung der Mehrproduktion nicht wirklich etwas. „Peak Oil“, die Erwartung fallender Ölnachfrage in schon wenigen Jahren, wird auch von der Ölindustrie selber durchaus ernst genommen.
C) China
China hat ein ernstes internes Verschuldungsproblem. Das Volumen der derzeit uneinbringlichen Kredite an Provinzregierungen und an zahlungsunfähige Wohnbauträger ist nach allen vorliegenden Schätzungen höher als das gesamte Sozialprodukt. Chinas Wachstum ist dadurch etwas gebremst worden, mit einer aktuell für 2025 auf 4,5 % geschätzten Rate liegt es aber immer noch deutlich über dem der westlichen Industrieländer.
Von kritischer Bedeutung für die weitere internationale Entwicklung dürften die roten Linien sein, die Xi Jinping in seinem letzten Gespräch mit Biden, wohl als Signal an Trump, als „most important guardrails and safety nets for China-US relations“ bezeichnet hat. Die USA dürften die Macht der Kommunistischen Partei in China nicht zu schwächen und das Land nicht in Richtung Demokratie zu treiben versuchen, sie dürften Chinas wirtschaftlichen Aufstieg nicht behindern und die Unabhängigkeit Taiwans nicht weiter fördern. Es bleibt abzuwarten, wieweit die USA unter Trump darauf Bedacht nehmen.
Zu wenig Beachtung findet, wie rasch und konsequent China seinen Anteil an alternativen Energien ausbaut.
Quelle: CNN
Das ist eine gute Nachricht für das Weltklima, aber keine gute für die Produzenten von Kohle und Erdöl. Der Bedarf Chinas an diesen Rohstoffen wird kaum mehr steigen. Zumindest die großen Erdölproduzenten scheinen sich, wie oben erwähnt, auch bereits darauf einzustellen.
Einen weiteren Punkt halten wir für wichtig. Nach allen verfügbaren Infos investiert China mehr Geld in die Entwicklung leistungsfähiger Quantencomputer als jedes andere Land der Welt, einschließlich sogar der USA. Offenbar ist auch China der Meinung, diese Technologie werde in Zukunft von entscheidender Bedeutung sein.
D) Russland
Man macht es sich zu einfach, wenn man den von Russland gegen die Ukraine begonnenen Krieg allein Putin anlastet. Seit Hitlers Überfall auf Russland 1941 ist die Sicherheit der Westgrenze zu einem zentralen Dogma, mag auch sein, zu einer Phobie der russischen Außenpolitik geworden. Das lässt sich lückenlos seit so ziemlich jedem Treffen der Großmächte ab 1941 bis heute verfolgen. Selbst Gorbatschow hat diese Linie verfolgt, aus heutiger russischer Sicht wurde er nur eben hereingelegt. Außenminister Lawrow hat die Bedeutung dauerhafter Sicherheit für Russland kurz vor dem Jahreswechsel erneut betont.
Auch der Westen ist gegenüber Russland gelegentlich offensiver aufgetreten als für die wechselseitigen Beziehungen gut war. Das ist nicht nur unsere Meinung. Die frühere Kanzlerin der Bundesrepublik Angela Merkel schildert in ihren Memoiren, wieviel Mühe es sie und den damaligen französischen Präsidenten Sarkozy gekostet hat, sich beim Nato – Gipfel 2008 in Bukarest gegen den amerikanischen Präsidenten Bush durchzusetzen, der damals schon einen Fahrplan für den Beitritt der Ukraine zur NATO beschließen wollte.
Unabhängig davon, wie dieser Krieg endet oder weitergeht, vermutlich auch unabhängig davon, ob Putin an der Spitze steht oder ein anderer und ebenso unabhängig davon, ob man es für gerechtfertigt oder für hysterische Überangst hält: Solange nur dem europäischen und nicht auch dem russischen Sicherheitsbedürfnis – und nicht zuletzt den verständlichen Sorgen der baltischen Staaten - durch konkrete Abmachungen und Zusicherungen Rechnung getragen wird, wird es keine stabilen Beziehungen zwischen Westeuropa und Russland geben – und auch von dort keine billige Energie, die Europa eigentlich dringend bräuchte.
E) Der „Rest“ der Welt ist groß genug
Es gibt weltweit mehr und mehr Staaten, die die Voraussetzungen für einen wirtschaftlichen Aufschwung geschaffen haben. Notwendig dafür ist eine Kombination von relativer politischer Stabilität (welcher Art immer), Sicherheit der Eigentumsrechte, freier Kapitalmarkt, konkurrenzfähiges Lohnkostenniveau, ein großer Markt, der entsprechende Absatzmöglichkeiten bietet, und wenig bürokratische Hemmnisse für Investitionen. In Indien oder nunmehr auch schon in Vietnam sind diese Voraussetzungen im Wesentlichen gegeben. In manchen lateinamerikanischen Staaten entwickeln sich die Verhältnisse auch in diese Richtung, argentinische Aktien sind 2024 um rund 100 % gestiegen, stärker als alle anderen in dieser Welt. Aber noch sind dort auch die Risken enorm. Wir sehen diesen Kontinent daher eher als zukünftigen, denn als gegenwärtigen Hoffnungsmarkt.
4. DIE ZINSEN
Die Zinsentwicklung des Jahres 2025 lässt sich relativ plausibel voraussagen: Die Inflationsraten liegen sowohl in Europa als auch in den USA nahe den proklamierten Zielen der jeweiligen Notenbanken, die Zinsen sind noch darüber. Da allerdings hier wie dort der Rückgang der Inflation etwas ins Stocken geraten ist, sollte man hier wie dort nur mit eher bescheidenen Zinssenkungen rechnen. Die offene Frage ist eher, wie lange diese erwartete Phase niedriger Zinsen anhalten kann. Auf beiden Seiten des Atlantiks ist der staatliche Kapitalbedarf enorm. In Europa kommen zu den vielen Herausforderungen der ordentlichen Budgets die nötigen massiven Investitionen zur Umstellung der Wirtschaft auf alternative Energien. Dazu kommen ferner, mit oder ohne Ende des Kriegs um die Ukraine, erhebliche zusätzliche Rüstungsausgaben.
Große Defizite bringen einen hohen Finanzierungsbedarf mit sich, was jedenfalls Druck auf die Zinsen bedeutet. Sollte außerdem die amerikanische Zollpolitik tatsächlich den von Trump angedrohten Umfang annehmen, hätte das unweigerlich dort steigende Preise zur Folge. Die amerikanische FED hat dann sowohl von dieser Seite aus gesehen, als auch um den Kapitalzufluss in die USA weiter aufrecht zu erhalten, gute Motive für höhere Zinsen – und von der Wirtschaft her zumindest derzeit auch den größeren Spielraum.
In Europa ist die Lage anders. Zinserhöhungen sind mit oder ohne Inflation umso problematischer, je schlechter die Wirtschaft läuft. Die EZB wird daher nach den eher zu erwartenden Zinssenkungen neuerliche Erhöhungen möglichst lang hinauszögern. Die Zinsen in den USA dürften auf absehbare Zeit deutlich höher bleiben als in Europa. Wie die nachstehende Graphik zeigt, ist das auch die derzeit bei Analysten herrschende Meinung.
Dazu kommt, dass der Druck auf den Wechselkurs des Euro gegenüber dem Dollar nicht nur wegen der Zinsdifferenz, sondern auch auf Grund der unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklung groß ist – wie sich auch 2024 in einem fast stetigen Sinken des Euro gegenüber dem Dollar gezeigt hat. Es gibt also gute Argumente dafür, Anleihen in Dollar gegenüber solchen in Euro zu bevorzugen. Wegen der eingangs geschilderten Problematik machen dabei kürzere Laufzeiten mehr Sinn.
5. DIE VORFINDBAREN CHANCEN
Zu den stärksten Impulsgebern auf den internationalen Märkten haben immer wieder die Unternehmensergebnisse gehört. Derzeit gibt es positive Gewinnerwartungen sowohl für US- Aktiengesellschaften als auch für europäische – bei Letzteren freilich nicht zuletzt deshalb, weil viele zunehmend Produktionen ins Ausland verlagern. So oder so ist damit eine wichtige Basis für eine positive Börsenentwicklung im Jahr 2025 vorhanden, verstärkt durch die Erwartung zunächst einmal noch sinkender Zinsen.
Das kann freilich nur gelten, solange größere Überraschungen ausbleiben, die ja beim gegenwärtigen Zustand der Weltpolitik jederzeit ausbrechen können. Überraschungen gibt es aber auch immer dann bei einzelnen Unternehmen, wenn die tatsächlichen Ergebnisse von den erwarteten stärker abweichen. Und 2024 waren die Auswirkungen positiver oder negativer Überraschungen auf die jeweiligen Börsenkurse ganz besonders ausgeprägt. Zu den Voraussetzungen einer soliden Veranlagungspolitik gehört daher die Kenntnis der Wachstums-sektoren der Wirtschaft, der Versuch, Gewinner und Verlierer zu identifizieren. Wegen der derzeit geradezu tektonischen Verschiebungen in der Weltwirtschaft ist das nur in Ansätzen möglich, aber ein paar davon wollen wir zu skizzieren versuchen.
A) Datenverarbeitung
Datenverarbeitung und künstliche Intelligenz bilden unbestritten die derzeitige Wachstumsbranche schlechthin. Aber innerhalb dieses weiten Feldes gibt es genug Verschiebungen.
Versucht man eine (extrem grobe) Strukturierung, dann ist zumindest wie folgt zu unterscheiden:
a) Halbleiter-Design: z.B. Nvidia und AMD
b) Halbleiterherstellung: z.B.TSMC und Infineon
c) Maschinen zur Halbleiterherstellung: z.B. ASML und LAM Research
d) Künstliche Intelligenz: Ein Feld ohne Ende, jede Menge Wettbewerber
e) Konsumgüter: Extrem vielfältig, von sozialen Plattformen bis Handys
f) Cyber Security: z.B. Crowdstrike, Palo Alto, Fortinet
g) Geschäftsautomatisierung: z.B. Salesforce, SAP
h) Industriesoftware und Robotic: z.B. Siemens, ABB, Fanuc und Teradyne
i) Quantencomputer: z.B. Microsoft und IBM
Greifen wir aus der Fülle von Veränderungen in diesen Bereichen nur einige ganz wenige heraus – mehr als ein Kratzen an der Außenseite einer riesigen Baustelle kann es ohnehin nicht sein - dann sind die folgenden vielleicht von Interesse für Anleger:
a. Die Nachfrage nach Hochleistungschips ist nach wie vor enorm, sinkt aber von extrem hohem Niveau auf hohes Niveau. So hat beispielsweise der Kurs von Nvidia gelitten, als das Unternehmen bekanntgab, die Wachstumsrate der Nachfrage nach seinen neuen Blackwell Prozessoren sei von 94 % im dritten Quartal auf „nur“ knapp 70 % im vierten Quartal zurückgegangen. Zudem hat die Firma nach jüngsten Meldungen mit Blackwell auch Überhitzungsprobleme. Zusätzlich belastet die Unsicherheit über die künftige Zollpolitik der USA. Alle unter a-c fallenden Unter-nehmen werden wohl weiter wachsen, aber die Bewertungen (Nvidia hatte zuletzt ein KGV von über 100) könnten sich normalisieren.
b. Infineon hat früher zu sehr auf die Automobilindustrie als Abnehmer gesetzt, ist aber gerade bei der Entwicklung von größeren Wafern (im Wesentlichen das Vorprodukt von Chips) aus den Materialien Galliumnitrid oder Siliziumkarbid technologisch nun vorne mit dabei.
c. Die Wafer von Infineon haben auch Energiespareffekte, und die könnten eine zunehmende Rolle spielen. Denn künstliche Intelligenz verlangt enorme Rechenleistungen. Kryptowährungen und die ganze Blockchain-technologie brauchen allein schon deshalb laufend mehr Energie, weil ja jede einzelne Transaktion auf Dauer gespeichert werden soll. Die bisher bekannt gewordenen Pläne für Rechenzentren – und deren Energiebedarf – lassen Engpässe befürchten, von denen wir uns heute noch gar kein Bild machen.
d. Apple ist derzeit, gemessen an der Börsenkapitalisierung, das größte Unternehmen der Welt. Nun zeichnet sich in China die Tendenz ab, Apple iPhones durch heimische Produkte zu ersetzen. Ob politisch oder modisch bedingt, dem weiteren Wachstum wird das nicht guttun.
e. Zwei Unternehmen, die neben Nvidia besonders stark gestiegen sind, Meta und Amazon, wird auch heuer wieder kräftiges Kurswachstum zugetraut. Bei beiden liegen die von amerikanischen Analysten ausgerufenen Kursziele rund ein Viertel über den letzten Kursen.
f. Cyber-Security hat allein schon wegen der zunehmenden Internet-Kriminalität weiter steigende Bedeutung.
g. Wann Quantencomputer wirtschaftlich an Bedeutung gewinnen, ist auch unter Experten umstritten. Aber schon gibt es auch Warnungen seitens des deutschen Bundesamtes für Sicherheit und Informationstechnik. Quantencomputer sind um ein Vielfaches leistungsfähiger als herkömmliche Computer, das gilt allerdings für Anwendungen im Guten wie im Bösen. Für Anleger mit längerem Horizont ist das vermutlich eine der interessantesten Wachstumsbranchen der nächsten Jahre.
h. Neben diesen wenigen Skizzen noch ein paar Stichworte zu den großen Playern Microsoft und Google. Microsoft hat stark von seiner Partnerschaft mit dem ChatGPT – Entwickler OpenAI profitiert. ChatGPT hat nunmehr auch eine Suchmaschinenfunktion erhalten. Damit wird die Dominanz von Google herausgefordert, über die bisher bevorzugt gesucht wurde. Microsoft will weiter massiv investieren, heuer rund 60 Milliarden. Google dagegen hat vor kurzem mitgeteilt, mit einem neuen Quantenchip namens Willow bisher unerreichte Leistungen erbringen zu können, und auch die Fehlerrate, bisher eine ernste Schwachstelle der Quantencomputer, drastisch reduzieren zu können. Beide Unternehmen haben gute Aussichten auf weiter kräftiges Wachstum.
i. Gutes Wachstum verspricht auch die Robotik. Mit Hilfe künstlicher Intelligenz gelingt es zunehmend, die Roboter so zu gestalten, dass sie mit Menschen immer enger kooperieren können, ohne diesen Schaden zufügen zu können. Wenigstens dabei können auch europäische Unternehmen wie Siemens oder ABB profitieren.
B) Medizin
In der Medizin gibt es Fortschritte von grundlegender Bedeutung. Der Nobelpreis für Medizin wurde 2024 für die Entdeckung der microRNA verliehen. Im menschlichen Genom sind mehr als tausend microRNAs enthalten, in denen anderer, auch wesentlich primitiverer Lebensformen wie z.B. Fadenwürmern, auch. Die microRNA ist im Wesentlichen der Schlüssel dafür, wie sich genetische Informationen in konkrete Zellen und Zellbestandteile übersetzen. Man hat also erstmals einen konkreten Ansatz für die gezielte Behandlung von Erbkrankheiten und genetische Fehlentwicklungen überhaupt.
Eine weitere bahnbrechende Entwicklung ist die, dass man mit künstlicher Intelligenz die Struktur von Proteinen nicht nur analysieren, sondern sie auch zusammenbauen kann. Noch im April haben wir über die Konstruktion von Genscheren informiert, nunmehr können wir auch schon über das Zusammenbauen von speziellen Molekülen berichten. An dieser Technologie war übrigens seit Jahren der spätere Nobelpreisträger Karplus beteiligt, der 1938 aus Österreich flüchten musste. Die Entwicklung von Medikamenten und sogar von bestimmten Körperzellen – z.B. zur Krebsbekämpfung – erreicht damit eine neue Stufe und schreitet auch in der Praxis rasch voran. Die neuen Medikamente gegen Fettleibigkeit sind wirtschaftlich wie medizinisch ein voller Erfolg, die HPV – Impfung zeigt in den USA bereits ihre Wirksamkeit. Seit kurzem gibt es das Medikament Lecanemab, das – bisher allerdings mit gelegentlich schweren Nebenwirkungen – die Entwicklung der Alzheimer Erkrankung verzögert, und AbbVie hat gerade eine Phase 3 – Studie für das Medikament Tavapadon gegen Parkinson erfolgreich abgeschlossen.
Die Fortschritte sind so eindrucksvoll, dass sie nicht nur von Ärzten und Kranken, sondern auch von Investoren beachtet werden sollten. In diesem Zusammenhang spielt auch der etwas zu wenig beachtete amerikanische Biosecure Act eine Rolle, der die Verwendung von in China hergestellten Wirkstoffen stark einschränkt. Davon sollten auch Zulieferer für die Pharmaindustrie profitieren.
Mit den angeführten Branchen ist der Kreis derer, die von neuen Technologien und politischen Ereignissen profitieren sollten, noch lange nicht erschöpft. In künftigen Ausgaben dieser unserer „Strategischen Perspektiven“ wollen wir darauf noch näher eingehen.
C) Und noch Mehr
Quasi im Voraus seien so unterschiedliche Branchen wie Eventveranstaltungen, Wasserversorgung sowie Entsorgung und Recycling erwähnt. Alternative Energien fehlen hier nicht, weil sie nicht dringend gebraucht würden, sondern nur deshalb, weil China die meisten Module bereits zu unschlagbaren Kosten herstellt und die europäische Energiepolitik nicht gerade sonderlich geschickt agiert. Sauberes Wasser wird in mehr und mehr Weltgegenden zu einem knappen Gut, und Entsorgung und Recycling tragen nur bitteren Notwendigkeiten Rechnung, die sich aus dem weltweiten Müllanfall, der Belastung der Meere und der ganzen Umwelt vor allem durch Plastik ergeben. Dazu kommt die Gefahr einer Verschärfung der internationalen Spannungen. Europa ist bei Rohstoffen in hohem Maße von China abhängig. China hat gegenüber den USA bereits den Export u.a. von Germanium und Graphit beschränkt. Das war gut gezielt. Germanium braucht man unter anderem für Infrarottechnologien und Solarzellen und Graphit in so ziemlich allen Batterien. In Europa ist man sich hoffentlich der Risken bewusst.
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