AKTIEN – USA
Märkte stumpfen ab, geopolitische Krisenherde drohen sich zu vernetzen:
Nach wie vor tobt der Krieg in der Ukraine, doch immer mehr gehen die Märkte zum Tagesgeschehen über. Auf Monatsbasis sind die Aktienmärkte in den USA, der Schweiz, Japan, Indien und Südkorea im Plus. Indessen setzte in Europa eine kräftige Erholung ein. Das Kriegsende wird immer mehr eingepreist obwohl noch keine bisherige Friedensverhandlung den Durchbruch brachte und Russland in manchen Städten sogar die Angriffe intensivierte. Vielmehr scheint hier umgekehrt zum Gesetz des abnehmenden Grenznutzens in der Volkswirtschaft ein Gesetz des abnehmenden Grenzschadens vorzuherrschen. Wird eine Stadt bombardiert stürzten die Kurse noch in etwa 5% ab, bei der zweiten und dritten jeweils 3 und 2% bis dann auf die Bombardierung der 8. Stadt die Kurse wieder nach oben drehen. Gleichzeitig flammt der Krieg in Jemen auf, während Nordkorea eine Interkontinentalrakete testete und sein Raketenprogramm weiter ausbaut. Für die USA ist das eine dreiste Verletzung mehrerer Resolutionen des UN-Sicherheitsrates. Am Tag diplomatischer Gespräche mit den USA schickte China einen Flugzeugträger durch die Meerenge vor Taiwan. Gleichzeitig stehen China und Indien immer mehr in Konkurrenz zueinander, während die NATO-Länder die Ukraine mit Waffenlieferungen unterstützen. Der von Darlo Caldara und Matteo Iacoviello konstruierte Geopolitical Risk Index ist so hoch wie seit 2003 (Golfkrieg) nicht mehr. Die größte Gefahr ist, dass China die Ukraine-Krise nützt, um Taiwan zu annektieren. Die Gefahr, dass sich mehrere regionale Krisenherde zu einem weltumspannenden Krieg, den 3. Weltkrieg vernetzen, ist derzeit sogar größter als noch während des Kalten Krieges. Eine gefährliche Nebenwirkung aktueller geopolitischer Konflikte, insbesondere des Ukraine-Konfliktes liegt in einer Verstärkung der Inflationsraten, was wiederum Leitzinsanhebungsdruck auf die Fed und EZB ausübt.
Worin liegen die Inflations-Unterschiede zwischen Europa und den USA?
Bereits im Februar überschlugen sich die Inflationsrekorde: Im Euroraum kletterte die Inflationsrate von 5,1% (Jänner) auf ein absolutes Rekordhoch von 5,9%. In den USA war es mit 7,9% der höchste Stand seit Jänner 1982. Dennoch gibt es Unterschiede in der Zusammensetzung der Teuerung, was auch die Leitzinsunterschiede USA-Eurozone zu einem Teil erklärt.
Die Kerninflationsrate, der Verbraucherpreisindex ohne die volatilen Komponenten Nahrungsmittel und Energie stieg in den USA im Februar um 6,4% und somit so stark wie seit August 1982 nicht mehr. Während der Energieindex um 25,6 % explodierte, stieg der Nahrungsmittelindex erst um 7,9%. Das war der stärkste Anstieg seit Juli 1981. Auslieferungsverzögerungen in der Automobilindustrie führen bei Neuwägen zu einem Preisanstieg um 12,3% und infolge des verstärkten Ausweichens auf Gebrauchtwägen dort sogar zu einem Preisanstieg um 41,2%. Außerhalb des Agrarsektors stiegen die Stundenlöhne in den USA bereits um 5,1% und die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung gingen in der am 19. März endenden Abrechnungswoche um 28.000 auf 187.000, und somit den niedrigsten Stand seit September 1969 zurück – und dies bei einer Arbeitslosenquote von nur noch 3,8% im Februar. Der Arbeitsmarkt ist völlig leergefegt und die Lohn-Preis-Spirale beginnt sich zu drehen. Unter Betrachtung dieser Tatsachen sind spätestens bis Juli zweistellige Inflationsraten in den USA möglich.
Während in den USA die hohe Inflation bereits auf breiter Basis spürbar ist, ist es im Euroraum noch immer eine primäre Verzerrung des Preisgefüges durch die Energiepreiskomponente, die mittlerweile im HVPI mit 10,93% gewichtet ist. Ihr Anstieg beschleunigte sich von Jänner auf Februar von 28,8 auf 32%! Unverarbeitete Lebensmittel verteuerten sich um 6,2%, aber Dienstleistungen und Industriegüter – je 41,67 bzw. 26,52% gewichtet – nur um jeweils 2,5 bzw. 3,1%. Der HVPI ex Energie verteuerte sich nur um 3,1% und ohne Energie Lebensmittel, Alkohol und Tabak gar nur um 2,7%.