Rezessionssorgen: Inflations- und Zinsängste weichen immer mehr den Rezessionssorgen. Immer mehr Anleger fragen sich nach dem Ausmaß des Schadens, den die rascheste Zinsanhebungsreihe seit dem Jahr 1994 der US-Wirtschaft zugefügt hat. Allzu starke Konjunkturmeldungen sind schlechte Nachrichten, weil sie die Hoffnung mindern, dass die Fed im nächsten Jahr mit Zinssenkungen beginnt. Die Headline-Inflation wird durch rückläufige Ölpreise gedämpft. Der Preis für Brent-Oil gab vergangene Woche 10% nach, der Heizölpreis sogar 11,7%. Die Wahrscheinlichkeit einer sehr starken globalen Wachstumsverlangsamung nimmt zu und die Gewinnprognosen für das Jahr 2023 haben sich in den letzten Wochen für zahlreiche zyklische Sektoren verschlechtert. Doch vereinzelte Technologiewerte zeigen Stärke wie zum Beispiel der Telekom-Ausrüster Ciena mit einem Wochenplus von über 13% nachdem nachlassende Lieferkettenprobleme im abgelaufenen Quartal überraschend starke Resultate ermöglichten. In dieser Woche wird es geldpolitisch spannend. Am Mittwoch veröffentlicht die Fed ihre Zinsentscheidung und tags darauf die EZB. Die Hoffnung auf moderate Zinsschritte ist hoch und somit auch das Enttäuschungsrisiko. Auf zuletzt rückläufige Staatsanleihenrenditen folgte vergangenen Freitag ein weltweiter Rendite-Schub von im Schnitt über 0,10 Prozentpunkten. Es könnte sich etwas zusammenbrauen.
PC - Weekly 2022 KW 50
Marktdaten / Marktüberblick

Aktien – USA
Der Dienstleistungssektor zeigt kurzfristig Stärke und kühlt leicht ab: ein wichtiger Einkaufsmanagerindex für Dienstleistungen und Segmente jenseits der verarbeitenden Industrie (ISM Services PMI®) zeigt von Oktober auf November einen Anstieg der Geschäftsaktivitäts-Komponente um 9 Prozentpunkte, während sich die Auftragseingänge gesamt leicht rückläufig entwickeln. Im Kontraktionsbereich gab es hingegen einen massiven Rückgang bei den Exportaufträgen, während die Beschäftigungskomponente wieder von einer marginalen Kontraktion leicht in den Expansionsbereich drehte.
Die Stimmung der US-Verbraucher hellt sich auf: laut einer aktuellen Umfrage der Universität Michigan hat sich die Verbraucherstimmung in Bezug auf die Wirtschaftssituation verbessert. Das Konsumklima stieg gegenüber November um 4% und der Index der Zukunftserwartungen um 5,0%. Allerdings liegen die beiden Werte noch jeweils 16,3 bzw. 14,5% unter dem Vorjahreswert. Die Inflationserwartungen in einem Jahr gingen zwar von 4,9 auf 4,6% zurück und markierten den tiefsten Stand seit 15 Monaten, liegen aber noch immer über dem Wert vor 2 Jahren.
US-Aktien noch immer nicht günstig: Der 622 US-Aktien enthaltende MSCI USA Index ist mit einem KGV und Forward-KGV von je 20,50 bzw. 18,25 noch immer hoch bewertet, denn die Dividendenrendite liegt bei mageren 1,59%, während das Kurs/Buchwert-Verhältnis per 30.11.2022 einen Wert von 4,12 einnimmt. Im Vergleich dazu liegen per 30.11. im globalen MSCI ACWI KGV und Forward-KGV nur bei 17,16 bzw. 15,28, während die Dividendenrendite bei 2,22% liegt. Auch das Kurs/Buchwert-Verhältnis von 2,63 ist günstiger. Allerdings sind in den USA die Technologiewerte stärker gewichtet, doch genau diese leiden derzeit besonders unter steigenden Zinsen, da bei Wachstumswerten ein höherer Diskontsatz zur Abzinsung zukünftiger Gewinne im Rahmen der Unternehmensbewertung stärker ins Gewicht fällt. Fazit: US-Aktien sind korrekturgefährdet.
Aktien - Europa
Durchwachsene Daten für die Eurozone: Das annualisierte BIP-Wachstum der Eurozone im dritten Quartal wurde von einer Prognose von 2,1 auf 2,3% nach oben revidiert, während die vierteljährliche Beschäftigung um 0,3% stieg. Zwar erlitt laut Datenauswertung im Zuge der Veröffentlichung des S&P Global Eurozone Composite PMI® die Eurozone im November den fünften Wachstumsrückgang in Folge, doch erstmals seit Juli hat sich die Talfahrt der Privatwirtschaft verlangsamt. Zumal das Auftragsminus nicht mehr ganz so stark ausfiel wie im Vormonat. Die aktuellen Daten deuten laut Chris Williamson, Chief Business Economist bei S&P Global Market Intelligence auf eine BIP-Schrumpfung von 0,2% im Euroraum hin.
Europäische Aktien noch immer mit relativer Stärke gegenüber US-Werten: Ein starker Dollar verschafft den europäischen Firmen einen Konkurrenzvorteil. Entsprechend sind die Performance-Unterschiede in den vergangenen drei Monaten: DAX, ATX und CAC 40 legten je 12,1; 10,8 bzw. 7,0% zu, während der Dow Jones noch 6,5% performte, aber S&P 500 und Nasdaq 100 jeweils 0,8 bzw. 6,7% verloren. In den USA verlangsamt sich die Gewinnwachstumsdynamik zusehends. In Europa hingegen sieht es noch anders aus: Per 22. November ging der von Refinitiv veröffentlichte Schätzungskonsens für das dritte Quartal von 33,6 % Gewinnwachstum aus, ex Energiesektor wären es noch 13,5 %. Auch die Anzahl der Gewinnüberraschungen für das dritte Quartal liegt über dem langjährigen Durchschnitt.
Aktien - Schwellenländer / Asien
Chinas Service-Sektor auf Talfahrt: Die Null Covid-Politik in China wirkt sich negativ auf den Dienstleistungssektor aus. Der Caixin General Services PMI entwickelte sich von Oktober auf November den dritten Monat rückläufig von 48,4 auf 46,7 Punkte, was die stärkste Kontraktion seit Mai bedeutet. Die Auftragseingänge fielen so stark wie seit sechs Monaten nicht mehr und die Beschäftigung war mit der höchsten Rate seit November 2005 rückläufig. Hingegen unbearbeitete Aufträge blieben liegen. Mittlerweile hat sich die Lage etwas beruhigt und nach Massenprotesten will die Regierung die strenge Corona-Politik auflockern.
Anleihen
Erholung am Bondmarkt: Eine ganze Reihe von Experten rechnen damit, dass die Fed im Laufe des kommenden Jahres zumindest das Tempo der Zinsanhebungen verringert. Manche Marktteilnehmer glauben sogar ein einen baldigen Stop der Zinsanhebungsreihe oder gar Zinssenkungen im weiteren Verlauf. Was sagen die Futures-Märkte dazu? Laut FedWatch-Tool preisen diese kommenden Mittwoch eine Leitzinsanhebung um 50 Basispunkte auf 4,25 bis 4,50 % mit einer Wahrscheinlichkeit von 78,2% ein. Der voraussichtliche Zins-Peak wird zwischen 22. März und 14. Juni bei maximal 5,00 bis 5,25 % p.a. erwartet. In Europa sieht indessen EZB-Chefvolkswirt, Philip Lane, immer weniger Argumente für eine erneute große Leitzinserhöhung in der Dezember-Sitzung. Entsprechend waren die Anleihenrenditen zuletzt auch rückläufig. Auf Monatsbasis fielen die Renditen zehnjähriger deutscher Bundesanleihen um 23 Basispunkte auf 1,92 %. Im gleichen Ausmaß auf 3,58 % rückläufig waren die Renditen laufzeitkongruenter US-Treasuries. Doch der Renditeanstieg um 10 Basispunkte am Freitag (Deutsche Bundesanleihen +11 BP) ist ein Zeichen erhöhter Nervosität im Vorfeld von zwei wichtigen Notenbankentscheidungen in dieser Woche.
HY-Corporate Bonds – HY-Spreads preisen Abschwung ein: Die am ICE BofAML US High Yield Master II Option-Adjusted Spread gemessenen Risikoprämien von US-High Yield Corporate Bonds auf US-Treasuries sind dabei, einen Abschwung einzupreisen. Ein Niveau von zwischenzeitlich 3,10 Prozentpunkten (20.1.22) war – wie angekündigt - schlichtweg zu niedrig! Mittlerweile weiteten sich die Spreads bis 5. Juli 2022 auf fast 6 Prozentpunkte aus – ein Level, der bereits einen starken Konjunkturabschwung einpreist. Doch dann folgte eine Gegenbewegung auf 4,21 Prozentpunkte (11. August), abgelöst von einer volatilen Phase mit steigender Tendenz. Doch diese ist bereits wieder vorbei. Mittlerweile bewegen sich die Spreads zwischen 4,50 und 4,60 Prozentpunkten. Die Risikofreude der Marktteilnehmer kehrt langsam zurück, nachdem sich die Ausfälle in Grenzen halten.
Edelmetalle und Rohstoffe
Energierohstoffe brechen ein: Binnen eines Monats hat Brent-Rohöl 18,4% eingebüßt, Diesel und Heizöl verzeichneten ein Minus von jeweils 17,7 bzw. 15,7%, wobei sich die Abwärtsbewegung in der abgelaufenen Woche mit Rückgängen um je 10% beschleunigt hat. Was steckt dahinter? Rezessionssorgen und die Gefahr, dass in China die Konjunktur nicht so schnell anspringt, sind Faktoren. Doch auch der 60 Dollar-Preis-Deckel auf russisches Öl könnte von der Wirkung her neu interpretiert werden. Fakt ist, eine Entspannung der Energiepreise führt zu rückläufigen Inflationsraten.
Währungen
Ölwährungen und Yen unter Druck: Grundsätzlich hielten sie bei den geläufigen Wechselkursen die Schwankungen in enger Spanne. Doch was besonders auffällt ist, dass im Einklang mit fallenden Ölpreisen auch Ölwährungen wie Norwegische Krone, Kanadischer Dollar und Mexikanischer Peso unter Druck geraten. Die aktuelle Yen-Schwäche hingegen ist eine Folge der anhaltenden Niedrigzinspolitik der Bank of Japan, vor allem im Vorfeld von zwei wichtigen Notenbankentscheidungen in dieser Woche.
Diese WOCHE - worauf zu achten ist!
UK: Industrieproduktion
EUR: ZEW Konjunkturerwartungen
USA: Inflationsdaten
Japan: Tankan-Große Produktionsprognose, Tankan-Herstellungsindex für große Unternehmen
EUR: Industrieproduktion
USA: Fed Zinssatzentscheidung, FOMC Wirtschaftsprojektion
EUR: EU-Gipfel; Zinssatzentscheidung der EZB
China: Industrieproduktion, Einzelhandelsumsätze, NBS Pressekonferenz
USA: Erstanträge und Folgeanträge auf Arbeitslosenunterstützung, Einzelhandelsumsätze, Controlling des Einzelhandels, Philly-Fed-Herstellungsindex
EUR: EU-Gipfel, S&P Global PMI Gesamtindex; Inflationsdaten
USA: S&P Global PMI Gesamtindex
Galt in der Vergangenen Woche als positiver Markttreiber
In der abgelaufenen Woche weder ein eindeutig positiver noch eindeutig negativer Markttreiber.
Galt in der vergangenen Woche als negativer Markttreiber.
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