Inflationsalarm aufrecht: Auf höher als erwartete US-Erzeugerpreise reagierten die Fed Fund-Futures vergangenen Dienstag mit einer Einpreisung einer Leitzinsanhebung im Ausmaß von 0,5 Prozentpunkten in der nächsten Fed-Sitzung am 16. März 2022. Zwischenzeitlich lag die aus den Futures-Preisen abgeleitete Wahrscheinlichkeit dafür bei 58% ehe sie bis zum Wochenende wieder auf 22 % zurückging. Nachdem der Philly Fed Index für die Region Philadelphia auf hohem Expansionsniveau wieder konsolidiert und noch gewisse konjunkturelle Unsicherheiten bestehen, mäßigten sich auch die Renditen zehnjähriger US-Treasuries. Auf der anderen Seite nehmen die geopolitischen Spannungen in der Ukraine zu. Gleichzeitig ist die Olympiade in Peking vorbei, was gleich für zwei Schauplätze das erhöhte Risiko kriegerischer Handlungen bedeutet, nämlich innerhalb der Ukraine zwischen Ost- und Westukraine und China-Taiwan, ein Dauerkonflikt seit 1949. Jüngster Streitfall ist in diesem Konflikt eine geplante Waffenlieferung an Taiwan. Die Wahrscheinlichkeit eines Einmarsches chinesischer Truppen in Taiwan wächst und könnte genau dann stattfinden, wenn der Westen voll mit dem Ukraine-Konflikt beschäftigt ist.
Frage der Woche: Was bedeutet ein 0,5%-Leitzinsanhebungsschritt der Fed für den Aktienmarkt? James Bullard, Präsident der Fed von St. Louis, sprach sich erneut bis zum 1. Juli für schrittweise Leitzinsanhebungen um einen Prozentpunkt von derzeit 0 bis 0,25 auf 1,0 bis 1,25% aus. Ihm geht es dabei angesichts der hohen Inflation darum, dass die Fed endlich handelt. Ein 0,5 Prozentpunkte-Schritt der Anhebung ist somit wieder möglich, kommt aber historisch betrachtet selten vor. Seit Juni 1989 gab es insgesamt fünf Leitzinsanhebungen um 50 oder mehr Basispunkte. Zuletzt fand so ein Ereignis im Mai 2000 statt, zuvor im Februar 1995, August 1994 und Mai 1994, während die einzige stärkere Leitzinsanhebung, nämlich im Ausmaß von 75 Basispunkten, im November 1994 stattfand.
Eine Studie von Dow Jones Market Data setzte sich mit den Aktienmarktreaktionen vor und nach der Bekanntgabe eines 0,5 PP (plus) Zinsschrittes auseinander. Beobachtet wurden der Dow Jones Industrial Average, der S&P 500, der NASDAQ Composite und Russell 2000. Alle vier US-Aktienmarkt-Indikatoren waren die ersten zwei Wochen vor der Leitzinsanhebung negativ, und zwar zwischen -0,83% (S&P 500) und -3,01% (NASDAQ Composite). Auf ein bis zwei Wochen danach waren die Reaktionen nur noch marginal. Eine Woche danach war der Dow Jones unverändert. Minimal im Minus waren indessen S&P 500 (-0,16%), NASDAQ Composite (-0,37%) und Russell 2000 (-0,39%). Zwei Wochen später waren Dow Jones und S&P 500 bereits wieder je 0,39% bzw. 0,14% im Plus, NASDAQ Composite und Russell 2000 je 0,45 bzw. 0,53% im Minus. Danach gings kontinuierlich bergauf. Nach einem Jahr lag die Performance der untersuchten Indizes zwischen 15,87% (Russell 2000 und 22,48% (DJ industrial Average).
Erklärung: Zinsen steigen im Einklang mit einer wachsenden Wirtschaft, die in der Regel auch steigende Unternehmensgewinnne zur Folge hat.