PC - Weekly 2023 KW 09

Marktdaten / Marktüberblick

Aktien – USA

Zu starke Einkaufsmanager-Indizes und eine zu hohe Inflationsrate in den USA schüren Zinsängste: In der vergangenen Woche setzte sich wieder eine Abwärtsbewegung auf breiter Front durch, nachdem zu hohe Inflationszahlen und die Fed Minutes insbesondere Technologiewerte unter Druck setzten. Aggressivere Leitzinsanhebungen der Fed werden nun erwartet.  Hoffnungen auf eine Leitzinssenkung der Fed zum Jahresende wurden begraben, nachdem der Offenmarktausschuss der Fed keinerlei Zinspause andiskutierte. Allerdings gab es noch vereinzelt Hoffnung auf eine Annäherung an einen Zinsgipfel, aber das erforderliche Ausmaß an Leitzinsanhebungen bleibt weiter unsicher. Der private Konsum, der in den USA für rund zwei Drittel der Wirtschafsleistung verantwortlich ist, stieg im Einklang mit einem höheren Einkommen und steigender Inflation, die vor allem bei den privaten Konsumausgaben auf hohem Level bleibt.
Auch der Verlauf der Earning Season war suboptimal während auf geopolitischer Ebene Erinnerungen an den Kalten Krieg in den Jahren 1983 und 1984 wach wurden. Putin gibt dem Westen die Schuld am Ukrainekrieg und warnt vor einem Atomkrieg. Das erinnert an den ehemaligen Generalsekretär der KPdSU, Juri Andropow oder dessen Nachfolger Konstantin Tschernenko.

Starker Konsum und Teuerung bei den privaten Konsumausgaben: Die realen privaten Konsumausgaben sind im Jänner 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat um 2,4% gestiegen, und zwar im Einklang mit einer Steigerung des verfügbaren Privateinkommen das nach monatelanger Schrumpfung im Jänner erstmals wieder ein Plus von 2,8% (Dezember -0,8%) verzeichnete. Die Ausgaben für Dienstleistungen beschleunigten sich nach der Pandemie wieder und Dezember auf Jänner auf Jahresbasis von 3,3 auf 4,1%.  Hingegen langlebigere Anschaffungen im kleineren Stil (Computer, Elektrogeräte etc.) halten sich mit 0,5% realem Plus in Grenzen. Was allerdings nicht übersehen werden darf, ist die hartnäckige Teuerung der Konsumausgaben. Konkret geht es dabei um den PCE-Index (Preisindex für die persönlichen Konsumausgaben), in dem die Ökonomen der Federal Reserve die beste Messlatte für die Verbraucherpreisinflation in der US-Wirtschaft sehen. Es geht hier um die unterschiedliche Gewichtung der einzelnen Ausgabenposten. In ihrer Zinspolitik orientiert sich die Fed gerne am PCE-Preisindex und vor allem auch an der PCE-Kernrate, die zwei volatile Preiskomponenten, nämlich Nahrungsmittel und Energie, ausschießt. Nachdem die PCE-Inflation auf Jahresbasis von Juni bis Dezember 2022 von 7,0 auf 5,3% rückläufig entwickelte, gingen Volkswirte für Jänner von einem weiteren Rückgang Richtung 5,0% aus. Doch Pustekuchen: Der PCE-Preisindex stieg auf 5,4%. Und die PCE-Kernrate beschleunigte sich erstmals seit September 2022, und zwar von 4,6 auf 4,7%. Während sich die Güterpreise rückläufig entwickelten, verteuerten sich im Jänner 2023 Dienstleistungen weiter um 5,7% nach 5,4% im Dezember 2022 im Vergleich zu den jeweiligen Vorjahreswerten.

Inflationsrate im Jänner höher als erwartet: Der siebte Rückgang der Headline Inflation in Folge fiel mit 0,1 Prozentpunkten auf 6,4 % niedriger aus, als erwartet. Das weckt die Erinnerung an folgenden Satz Powells nach der letzten Leitzinsanhebung: „Die Arbeit der Fed ist noch nicht getan“.  Die Kerninflation ist lediglich von 4,7 % auf 4,6 % zurückgegangen u.a. wegen höherer Service-Preise. Die von der Universität Michigan erhobenen Inflationserwartungen (in einem Jahr) stiegen im Einklang mit verbesserter Verbraucherstimmung von Jänner auf Februar von 3,9 auf 4,1%.

Zu starke Einkaufsmanager-Indizes für die Privatwirtschaft: Der Flash US PMI Composite Output Index (Ergebnis einer Vorab-Schnellauswertung der Umfragen im Produktions- und Dienstleistungsbereich, Zeitraum 10. bis 20. Februar) stieg von Jänner auf Februar von 46,8 auf ein 8-Monats-Hoch von 50,2 Punkten. Lagerabbau beflügelt, aber stärkere Auftragsimpulse bleiben noch aus, obwohl die Schrumpfung der Auftragseingänge den niedrigsten Wert seit Oktober 2022 erreichte.  Der Dienstleistungssektor gibt stärkere Impulse, denn der US Services Business Activity Index stieg von 46,8 auf ein 8-Monats-Hoch von 50,5 Punkten. Der Produktionsbereich profitiert indessen von der Ingangsetzung der Lieferketten und die Kontraktion hat sich deutlich abgeschwächt.

Enttäuschende Earning-Season:  Bereits 82 % der S&P 500 Firmen haben bis 24. Februar Zahlen für das vierte Quartal veröffentlicht. Laut FactSet lagen dabei nur noch in 68% der Fälle die veröffentlichten Gewinne über den Analystenprognosen verglichen mit einem 5-Jahres-Durchschnitt von 77 %.  Im Schnitt liegt die Gewinnüberraschung mit 1,2 % weit unter dem 5-Jahres-Schnitt von 8,6 %. 1,2 % wäre außerdem der zweitniedrigste Wert seit der Finanzkrise im Jahr 2008. Zwei Sektoren berichten bereits von negativen Gewinnüberraschungen, nämlich Telekommunikation (-7,1%) und Nicht-Basis-Konsumguter (-0,2%). Hingegen die defensiven Bereiche Basiskonsumgüter und Gesundheit verzeichnen mit je 4,6 bzw. 4,5 % noch die höchsten Gewinnüberraschungen.
Während im Gesamtjahr 2022 laut FactSet-Konsens noch ein Gewinnwachstum von 3,9 % möglich ist, droht
für das erste Quartal 2023 bereits ein Rückgang um 5,7 % (Erwartung Vorwoche: noch -5,4 %) Unter diesen Aspekten erscheint selbst ein Forward-KGV im S&P 500 von 17,7 (10-Jahres-Schnitt von 17,2) als zu hoch.

Aktien - Europa

Unternehmensaktivitätsniveau in der Privatwirtschaft des Euroraums auf 9-Monats-Hoch: Die Vorab-Auswertung einer von S&P Global organisierten Firmenbefragung im Euroraum (Dauer 10. bis 17. Februar) deutet darauf hin, dass es derzeit keine Rezession gibt. Sowohl der Flash Eurozone Composite Index Produktion (Industrieproduktion und Geschäftstätigkeit im Services-Sektor) stiegen ausgehend vom Kontraktionsbereich auf den höchsten Stand seit 9 Monaten und somit deutlich in den Expansionsbereich. Die Lieferketten sind wieder im Gange und die Input-Inflation der Unternehmen sinkt auf ein 16-Monats-Tief.  Vor allem der Dienstleistungssektor beflügelt und Chefökonom von S&P Global, Chris Williamson, geht von einer vierteljährlichen BIP-Wachstumsrate von knapp 0,3 % aus und kommentiert die Entwicklung: „Gestützt wurde der Aufschwung vom verbesserten Ausblick, den nachlassenden Rezessionsängsten und von ersten Anzeichen dafür, dass der Höhepunkt der Inflation überschritten zu sein scheint.

Noch immer solide Zahlen und positive Überraschungen: Im Einklang mit den zuletzt erfreulichen Einkaufsmanager-Indizes sieht es bei den STOXX 600 Unternehmen in punkto Ertragsentwicklung durchaus solide aus, was u.a. auf einen festen Dollar im Exportgeschäft zurückgeführt werden kann. 176 STOXX 600 Firmen veröffentlichten bis 21.2. bereits Gewinne des vierten Quartals 2022. Davon konnten 60,2 % die Analystenprognosen übertreffen vgl. mit 53 % im langjährigen Schnitt. Selbst ohne Energiesektor sollten die Gewinne im vierten Quartal noch um 7,9 % wachsen. Im Gesamtjahr 2022 erwarten Analysten einen Gewinnzuwachs von 17,4 %. Allerdings steht voraussichtlich eine gute Gewinnverdopplung (+120,9 %) im Energiesektor einem Gewinnrückgang von 5,7% im Finanzsektor gegenüber.

Aktien - Schwellenländer / Asien

Chinas Erholung könnte länger brauchen: Seit dem Ende der Null-Covid-Politik sind die Preisindikatoren für die wichtigsten Rohstoffe nur leicht gestiegen, was darauf hinweist, dass die Erholung der Industrie länger dauern und schwächer ausfallen wird als bisher erhofft.  Laut Bloomberg Trade Trackers liegen die Erwartungen chinesischer Exporteure noch unterhalb normaler Level. Während witterungsbedingt die Kohlepreise sinken, zeigen die Investitionsmaßnahmen der Regierung Wirkung. Die Preise für Stahl, Zement und andere Materialien steigen. Der IWV revidierte die Wachstumsprognose für 2023 bereits um 0,8 % auf 5,2% nach oben und auch diverse Einkaufsmanager-Indizes zeigen Stärke.

Anleihen

Staatsanleihenrenditen beginnen die nächsten Leitzinsanhebungen einzupreisen: Die jüngsten Renditeanstiege setzen sich weiter fort, nachdem die Entscheidungsfindungsprozesse der jüngsten Fed-Sitzung transparent präsentiert wurden. Zwar sind nur wenige Offenmarktausschussmitglieder für einen 0,5 Prozentpunkte Zinsschritt am 22. März, doch der Traum von Leitzinssenkungen bis Jahresende ist ausgeträumt. Im Vergleich zur Vorwoche stiegen die Renditen zehnjähriger US-Treasuries um 13 Basispunkte (BP) auf 3,94 % und jene laufzeitkongruenter deutscher Bundesanleihen um 10 BP auf 2,53% und die Renditen italienischer Papiere mit gleicher Laufzeit liegen bei 4,43%: Der Markt preist steigende Wahrscheinlichkeiten einer kräftigeren Leitzinsanhebung am 22. März ein. Abgeleitet aus den Fed-Fund-Futures-Preisen ermittelt das CME Fedwatch-Tool zuletzt eine Wahrscheinlichkeit von rund 73 %, dass es bei der Fed-Entscheidung am 22. März nur einen 0,25 PP-Schritt geben wird. Mit 27 % werden bereits 0,5 PP-Leitzinserhöhung eingepreist. Vor einer Woche waren es erst 18,1%. Auch im Euroraum sollte es mit Hochdruck weiter an die Inflationsbekämpfung gehen und 0,5 PP sind bei der nächsten Sitzung des EZB-Rates mit ziemlicher Sicherheit schon ausgemachte Sache.

HY-Corporate Bonds – Höhere Risikofreude in Erwartung moderater Ausfallsraten: Die am ICE BofAML US High Yield Master II Option-Adjusted Spread gemessenen Risikoprämien von US-High Yield Corporate Bonds auf US-Treasuries spiegeln nach einem Rückgang auf 4,30 Prozentpunkten (PP) nach wie vor niedrige Ausfallsraten wider (Daten per 23.02.23). Die Marktteilnehmer wurden offensichtlich risikofreudiger. Aber diese Spreads sind zu niedrig, denn Fitch Ratings hat die für 2023 erwartete US-HY-Default Rate von 2,5 bis 3,5 PP auf 3,0 bis 3,5 PP nach oben revidiert, da nur noch von einem US-BIP-Wachstum von 0,2 % ausgegangen wird.

Edelmetalle und Rohstoffe

Goldpreis angeschlagen, Weizenpreis fällt: Der Goldpreis leidet unter den erneut steigenden Anleihenrenditen, denn Gold selbst ist nicht zinstragend. Charttechnisch sind Rückschläge unter 1800 USD/Feinunze nicht auszuschließen und Silber reagiert auf Korrekturen des Goldpreises in der Regel noch stärker. Gleichzeitig steht der Weizenpreis unter Druck und auch Mais zeigt Schwäche. Erklärung: Das US-Landwirtschaftsministerium rechnet für 2023 mit deutlich größeren Ernten bei Mais und Weizen. Die Weizenflächen wurden vom US-Landwirtschaftsministerium für heuer auf ein Siebenjahreshoch von 20 Mio. Hektar gegenüber 18,5 Mio. Hektar im Jahr 2022 geschätzt und die Aussaat von Mais soll von 35,87 Mio. auf 36,84 Mio. Hektar steigen.

Währungen

US-Dollarstärke: Während es ansonsten eher eine ruhigere Woche am Devisenmarkt war, fällt vor allem die aktuelle US-Dollar-Stärke gegen eine Reihe von Standard-Währungen auf. Starke Konjunkturdaten aus den USA und zunehmende Wahrscheinlichkeiten aggressiverer Leitzinsanhebungen der Fed im Einklang mit erneut steigenden US-Treasury-Renditen beflügeln den US-Dollar auf breiter Front. Ebenfalls stark – auch gegenüber dem Schweizer Franken - ist der Euro. Auch für die Eurozone gab es positive Konjunkturdaten und die Anleiherenditen gingen nach oben. Der Yen setzte indessen seine Schwäche zum Euro fort, da es aus Japan noch keine klaren geldpolitischen Signale gibt.

Diese WOCHE - worauf zu achten ist!

27.02.2023

EUR: Geschäftsklimaindex, EZB Lane Rede

USA: Auftragseingänge für langlebige Gebrauchsgüter ohne Verteidigung, Auftragseingänge langlebige Gebrauchsgüter insgesamt, Nicht militärische Investitionsgüter Aufträge ohne Flugzeuge; Fed-Mitglied Jefferson spricht

28.02.2023

Japan: Industrieproduktion, Einzelhandelsumsätze

USA: Chicago Einkaufsmanagerindex; S&P/Case-Shiller Hauspreisindex, Verbrauchervertrauen Conference Board

01.03.2023

China: NBS PMI Produktion, PMI nicht-verarbeitendes Gewerbe, Caixin PMI Produktion

EUR: S&P Global Einkaufsmanagerindex verarbeitendes Gewerbe

USA: S&P Global PMI Herstellung, ISM verarbeitendes Gewerbe

02.03.2023

EUR: Inflationsdaten, Arbeitslosenquote

USA: Erstanträge und Folgeanträge auf Arbeitslosenunterstützung, Lohnstückkosten, Arbeitsproduktivität außerhalb d. Landwirtchaft

03.03.2023

Caixin China PMI Dienstleistungen

EUR: S&P Global PMI Gesamtindex und Index für Dienstleistung; Erzeugerpreise

USA: S&P Global Gesamtindex und für Dienstleistungen; ISM nicht-verarbeitendes Gewerbe

Galt in der Vergangenen Woche als positiver Markttreiber

In der abgelaufenen Woche weder ein eindeutig positiver noch eindeutig negativer Markttreiber.

Galt in der vergangenen Woche als negativer Markttreiber.

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