PC - Weekly 2023 KW 10

Marktdaten / Marktüberblick

Aktien – USA

Widersprüchliche Signale: Während die schwebenden Hausverkäufe als Frühindikator für den Häusermarkt im Jänner überraschend um 8,1 % anstiegen, zeigte die Bauwirtschaft wegen hoher Zinsen Schwäche und auch die Bestellungen für langlebige Gebrauchsgüter wie Flugzeuge und Maschinen fielen im Januar gegenüber einem starken Vormonat um 4,5 %, während nach einem Plus von 5,1 % im Dezember Experten mit nur 4,0 % Rückgang rechneten. Indessen konnten laufende Einkaufsmanager-Indizes niemanden so richtig beeindrucken und der Zinsanstieg nahm an den Bondmärkten seinen Verlauf. Mit nachlassender Earning-Dynamic am Aktienmarkt werden Anleihen immer mehr zur konkurrierenden Alternative, vor allem bei defensiven Anlegern, die noch vor wenigen Jahren die Zinsen als die neuen Dividenden betrachteten. Gleichzeitig überwiegt bereits der chinesische Aufschwung am Ölmarkt die hohen Lagerbestände (=anziehende Ölnotierungen) und der Ukrainekrieg eskaliert zunehmend. Doch die nächste – für viele noch unsichtbare Bedrohung - ist bereits zu erkennen. Nach der Ablöse des Verfechters einer ultralockeren Geldpolitik der Bank auf Japan, Haruhiko Koroda durch den ehemaligen Wirtschaftsprofessor, Kazuo Ueda, am 8. April 2023 ist eine allmähliche geldpolitische Wende zu erwarten – das ist börsenpsychologische Folter und noch schlimmer als eine kurze und schmerzlose „hawkische“ Wende. Hinzukommt, dass dann der Geldstrom aus Japan versiegt, der noch die Bilanzsummenschrumpfung der Fed überkompensiert und einen wesentlichen Beitrag zur noch durchaus erträglichen Börsenstimmung leistet.

Langlebige Gebrauchsgüter weniger gefragt: Während die in den USA beliebten Monatsvergleiche teils verzerrt und wenig aussagekräftig sind, kann aus einem Jahresvergleich von Auftragseingängen und Auslieferungen schon wesentlich mehr abgeleitet werden. Im Jänner steht ein Plus von 7,6 % bei den Auslieferungen lediglich ein Plus von 3,0 % bei den Auftragseingängen gegenüber. Das deutet auf Lagerabbau hin und deckt sich auch mit diversen Einkaufsmanagerindizes. Bei den Investitionsgütern ist die Situation noch extremer: Bei einer Steigerung der Auslieferungen um 8,6 % waren die neuen Auftragseingänge um 2,1 % rückläufig. Nimmt man die Auftragseingänge nicht militärischer Güter, so waren diese im Jänner 2023 gegenüber dem Vorjahresmonate sogar um 5,4 % rückläufig, während die Auslieferungen um 8,7 % stiegen. Offensichtlich sind die alte Aufträge am Auslaufen. Die weltweit angespannte geopolitische Lage hingegen, füllt die Auftragsbücher der Rüstungskonzerne. Indiz dafür: Die Auftragseingänge für Rüstungs-Investitionsgüter stiegen im Jänner um 25,4 %, während die Auslieferungen nur um 7,7 % zulegten.  Flugzeug- und Ersatzteilbestellungen für militärische Zwecke stiegen im Jänner um 85 %, die Auslieferungen um 13,8 %.

Industrie in den USA schwächelt: Abgesehen von den Lockdown-Phasen der Pandemie durchläuft der Produktionsbereich in den USA den steilsten Abschwung seit 2009.  Kunden- und Auslandsnachfrage bleiben schwach und sorgen für weitere Umsatzrückgänge, da Firmen ihre Ausgaben anpassen und Lagerbestände abbauen. Niedrigere Input-Nachfrage führt aber gleichzeitig mit der Wiedereröffnung Chinas zu einer zunehmenden Entspannung der Lieferketten. Die Kontraktion im verarbeitenden Gewerbe hat sich verlangsamt. Aber die Dynamik hat niemanden beeindruckt. Der finale S&P Global US Manufacturing Purchasing Managers Index™ stieg zwar von Jänner auf Februar von 46,9 auf 47,3 Punkte, lag aber unter der Schnellschätzung von 47,8 Punkte. Auch das ISM (Institute for Supply Management) berichtet für Februar im verarbeitenden Gewerbe lediglich von einer minimalen Verringerung der Kontraktion. Was allerdings auffällt ist eine Belebung der Auftragseingänge.

Zu starker Arbeitsmarkt: Die Erstzulassungen zur Arbeitslosenversicherung liegen mit 190.000 (-2000 im Wochenvergleich) in der am 25. Februar endenden Abrechnungswoche bereits die siebte Woche in Folge unter 200.000. Somit haben die starken Leitzinsanhebungen der Fed am Arbeitsmarkt noch keine Spuren hinterlassen.

Rückblick auf eine enttäuschende Earning-Season:  Bereits 99 % der S&P 500 Firmen haben bis 3. März Zahlen für das vierte Quartal veröffentlicht. Damit ist die Earning Season vorbei. Laut FactSet lagen nur noch in 69 % der Fälle die veröffentlichten Gewinne über den Analystenprognosen verglichen mit einem 5-Jahres-Durchschnitt von 77 %.  Im Schnitt liegt die Gewinnüberraschung mit 1,3 % weit unter dem 5-Jahres-Schnitt von 8,6 %. 1,3 % wäre außerdem der zweitniedrigste Wert seit der Finanzkrise im Jahr 2008. Von den 105 Unternehmen, die eine Gewinnvorschau für Q1 2023 lieferten, meldeten 81 (77%) einen negativen Ausblick. Dieser Wert liegt sowohl über dem 5-Jahres- als auch 10-Jahresdurchschnitt von je 59 bzw. 67 %. Während im Gesamtjahr 2022 laut FactSet-Konsens noch ein Gewinnwachstum von 3,9 % möglich war, droht für das erste Quartal 2023 bereits ein Rückgang um 5,9 % (Erwartung Vorwoche: noch -5,7 %) Unter diesen Aspekten erscheint selbst ein Forward-KGV im S&P 500 von 17,5 (10-Jahres-Schnitt von 17,2) als zu hoch. Die Gewinndynamik zeigt eindeutig nach unten und ein starker US-Dollar liefert mit einen Beitrag. Die hohe Rentabilität der vergangenen Jahre ist nicht mehr haltbar, zumal auch die Zinskosten gestiegen sind.

Aktien - Europa

Noch immer Wachstum: Im Einklang mit den zuletzt erfreulichen Einkaufsmanager-Indizes sieht es bei den STOXX 600 Unternehmen in punkto Ertragsentwicklung durchaus solide aus, was u.a. auf einen festen Dollar im Exportgeschäft zurückgeführt werden kann. 210 STOXX 600 Firmen veröffentlichten bis 28.2. bereits Gewinne des vierten Quartals 2022. Davon konnten 61% die Analystenprognosen übertreffen vgl. mit 53% im langjährigen Schnitt. Selbst ohne Energiesektor sollten die Gewinne im vierten Quartal noch um 11% wachsen. Mit dem Energiesektor wäre es sogar eine Gewinnsteigerung von 16,9%. Im Gesamtjahr 2022 erwarten Analysten einen Gewinnzuwachs von 19%. Allerdings steht voraussichtlich eine gute Gewinnverdopplung (+122,7%) im Energiesektor einem Gewinnrückgang von 2,4% im Finanzsektor gegenüber.

Bessere Lieferketten vs. teils eingetrübte Wirtschaftsstimmung: Positiv war, dass die Materialengpässe in der Industrie zurückgingen. Laut ifo-Daten berichteten nur noch 45,4% der Unternehmen von dieser Problematik nach 48,4% im Jänner. Hingegen bleibt das Stimmungsbild der Wirtschaft schwer einschätzbar: Die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone trübt sich im Februar überraschend ein. Sowohl im Service-Bereich als auch in der Industrie gab es eine Verschlechterung. Hingegen das Einzelhandelsvertrauen, das Vertrauen der Bauwirtschaft und jenes der Verbraucher hat sich verbessert. Per Saldo hat sich somit der Economic Sentiment Indicator (ESI) kaum verändert.

Aktien - Schwellenländer / Asien

Chinas Erholung setzt ein: In China stieg der Einkaufsmanagerindex der Industrie (PMI)  von Jänner auf Februar von 50,1 auf 52,6 Punkte. Das ist der höchste Wert seit April 2012. Analysten rechneten nur mit 50,5 Punkten. Der Caixin China General Manufacturing PMI™ stieg von 49,2 auf 51,6 Punkte – die erste Verbesserung seit sieben Monaten und der zweithöchste Stand seit Mai 2021. Besondere Stärke zeigt der Dienstleistungssektor, der sich von der Pandemie erholt. Der Caixin China General Services PMI stieg von Jänner auf Februar von 52,9 auf 55,0 Punkte und signalisiert die schnellste Expansion im Aktivitätsniveau seit August 2022. Das Neugeschäft ist indessen im stärksten Ausmaß seit April 2021 gestiegen und das Exportauftragseingangswachstum erreichte ein 4-Jahres-Hoch.

Anleihen

Staatsanleihenrenditen preisen schrittweise nächste Leitzinsanhebungen ein: Die jüngsten Renditeanstiege setzen sich weiter fort, nachdem der starke US-Arbeitsmarkt zur Unterbindung einer Lohn-Preis-Spirale noch mehrere kräftige Leitzinsanhebungen rechtfertigen würde. Enormes Aufholpotenzial der Leitzinsen besteht noch in Europa wegen einer hartnäckigen Kerninflation. Darüber hinaus ist das Gewinnwachstum börsennotierter Unternehmen weiterhin im Gange. Im Vergleich zur Vorwoche gab es im Wochenverlauf erneute Anstiege ehe bis Montag (6. März) auf Wochensicht wieder ein Rückgang der Renditen zehnjähriger US-Treasuries von 3,94 auf 3,90% erfolgte. Doch die Renditen laufzeit-kongruenter deutscher Bundesanleihen steigen um 13 BP auf 2,53% und die Renditen italienischer Papiere mit gleicher Laufzeit liegen bei 4,47%: Der Markt preist steigende Wahrscheinlichkeiten einer kräftigeren Leitzinsanhebung am 22. März ein. Abgeleitet aus den Fed-Fund-Futures-Preisen ermittelt das CME Fedwatch-Tool zuletzt eine Wahrscheinlichkeit von rund 69%, dass es bei der Fed-Entscheidung am 22. März nur einen 0,25 PP-Schritt geben wird. Mit 31% werden bereits 0,5 PP-Leitzinserhöhung eingepreist. Im Euroraum sollte es am 16. März (EZB-Rats-Sitzung) mit Hochdruck weiter an die Inflationsbekämpfung gehen und 0,5 PP sind bei der nächsten Sitzung des EZB-Rates mit ziemlicher Sicherheit schon ausgemachte Sache, aber es könnte noch einen radikaleren Zinsschritt von 0,75 PP geben.

HY-Corporate Bonds – Höhere Risikofreude in Erwartung moderater Ausfallsraten: Die am ICE BofAML US High Yield Master II Option-Adjusted Spread gemessenen Risikoprämien von US-High Yield Corporate Bonds auf US-Treasuries widerspiegeln nach einem Rückgang auf 4,18 Prozentpunkten (PP) nach wie vor niedrige Ausfallsraten (Daten per 03.03.23). Die Marktteilnehmer wurden offensichtlich risikofreudiger. Aber diese Spreads sind zu niedrig, denn Fitch Ratings hat die für 2023 erwartete US-HY-Default Rate von 2,5 bis 3,5 PP auf 3,0 bis 3,5 PP nach oben revidiert, da nur noch von einem US-BIP-Wachstum von 0,2 % ausgegangen wird.

Edelmetalle und Rohstoffe

Stabilisierung der Edelmetalle und Ölpreisanstieg: Rückläufige COMEX-Goldlagerbestände und eine steigende Nachfrage am Terminmarkt führten eine Stabilisierung des Goldpreises herbei. Auch Silber und Platin zeigten einen kleinen Rebound. Indessen steigt der Ölpreis im Einklang mit starken Konjunkturdaten aus China, wo gerade die Wirtschaft wieder geöffnet wurde und die Rohstoffnachfrage nun zu steigen beginnt.

Währungen

Euro im Aufwind: Der Euro zeigt auf breiter Front Stärke gegenüber diversen Standardwährungen, was auf den enormen Nachholbedarf der EZB in punkto Leitzinserhöhungen zurückzuführen ist. Selbst ein stärkerer Leitzinsschritt ist kommenden Donnerstag kein Tabu mehr. Eine Währung, die eventuell kurz vor der Trendwende stehen könnte, ist der Japanische Yen. Die ersten Wochen ab 8. April (Führungswechsel in BoJ) werden hier entscheidend sein.

Diese WOCHE - worauf zu achten ist!

06.03.2023

EUR: Einzelhandelsumsätze

USA: Werkaufträge

07.03.2023

China: Handelsbilanz

USA: Anhörung von Fed-Chef, Jerome Powell

08.03.2023

China: Führender Wirtschaftsindex

EUR: BIP-Daten

USA: ADP Beschäftigungsänderung, Handelsbilanz, Fed Beige Book, Anhörung von Fed-Chef, Jerome Powell

09.03.2023

Japan: BIP-Daten

China: Inflationsdaten, Erzeugerpreisindex

USA: Erstanträge und Folgeanträge auf Arbeitslosenunterstützung

10.03.2023

Japan: BoJ geldpolitische Entscheidung u. Statement

USA: Reuters/Uni Michigan Verbrauchervertrauen und Inflationserwartung; Arbeitsmarktdaten: Beschäftigung außerhalb Landwirtschaft, U 6 Unterbeschäftigung; Durchschnittliche Stundenlöhne, Beschäftigungsquote, Erwerbsbeteiligungsquote u. Arbeitslosenquote

 

Galt in der Vergangenen Woche als positiver Markttreiber

In der abgelaufenen Woche weder ein eindeutig positiver noch eindeutig negativer Markttreiber.

Galt in der vergangenen Woche als negativer Markttreiber.

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